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Badass der Woche: Marlies Krämer - Danke für die Hartnäckigkeit. Illustration & Foto by me

Die Kundin ist König

Die Kunden vom Bundesverfassungsgericht mackern rum und fürs heimliche Fotografieren unter den Rock könnte es künftig sogar ne Strafe geben. Die Woche aus feministischer Perspektive. #KW27

Montag, 29. Juni
Der Oberste Gerichtshof der USA hat das Anti-Abtreibungsgesetz von Louisiana kassiert, was Schwangerschaftsabbrüche in dem Bundesstaat nahezu unmöglich gemacht hätte. Mit dem neuen Gesetz wäre lediglich ein einziger Arzt in einer einzigen Klinik übriggeblieben, alle anderen Abtreibungskliniken hätten schließen müssen. Die Entscheidung des Supreme Courts war knapp.

Dienstag, 30. Juni
Die wunderbare Nhi Le hat die zweite Folge ihrer Kolumne „The Female Gaze“ veröffentlicht. Es geht um Frauenfreundschaften, vermeintliche Rivalität und internalisierte Misogynie. Wie immer inklusive Film- und Serienempfehlungen zum Thema.

Mittwoch, 1. Juli
Die Badass-Rentnerin Marlies Krämer scheitert in letzter Instanz vor dem Bundesverfassungsgericht mit ihrer Klage gegen das generische Maskulinum in Sparkassen-Formularen. Die drei männlichen Verfassungsrichter lehnten ihre Beschwerde aus formalen Gründen ab. Sie hätte es besser begründen müssen, warum sie als Frau nicht mit der männlichen Form („Kunde“) angesprochen werden will. Im Grundgesetz würde schließlich auch nur die männliche Form verwendet. Geschlechtergerechtigkeit, ja okay. Aber nicht in der Sprache, bitteschön! Wo kämen wir denn dahin? Mein Vorschlag: verwende wir doch zukünftig das generische Femininum, Männer sind natürlich „mitgemeint“.

Donnerstag, 2. Juli
Das FBI hat Ghislaine Maxwell festgenommen. Die enge Vertraute und langjährige Lebensgefährtin vom inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein soll dabei geholfen haben, minderjährige Mädchen und junge Frauen zu „organisieren“, die der Multimillionär und seine Kumpels dann sexuell missbraucht und ausgebeutet haben. Wer „Filthy Rich“ auf Netflix gesehen hat, wird sich über diese Meldung bestimmt genauso freuen, wie ich.

Freitag, 3. Juli
Der Bundestag erklärt „Upskirting“ zur Straftat. Das ist gut, weil Frauen und Mädchen unter den Rock zu fotografieren nicht gleichgesetzt werden sollte mit anderen Ordnungswidrigkeiten wie Falschparken oder bei rot über die Straße zu spazieren. Upskirting und auch das Fotografieren in den Ausschnitt, so genanntes „Downblousing“ ist jetzt eine Straftat – gut so! Den Applaus dafür haben in erster Linie Hanna Seidel und Ida Marie Sassenberg verdient, die im vergangenen Jahr eine Onlinepetition dazu gestartet haben. Hanna Seidel wurde selbst zwei Mal Opfer von Upskirting, mit 13 Jahren, als ihr und anderen Mädchen von Lehrern unbemerkt unter den Rock gefilmt wurde und mit 16 Jahren, als ein Mann auf einem Festival unter ihren Rock fotografiert hatte. Die Petition wurde von 109.024 Menschen unterzeichnet.

In den Medien wird die Meldung fast ausnahmslos mit Fotos von sexy Frauenbeinen im Minirock bebildert.

Samstag
Der Youtuber Alexander Böhm („AlexiBexi“, 1,4 Millionen Abonnent*innen) hat sich den Beipackzettel einer Antibabypille angeguckt und ist ganz schockiert, dass Frauen „so einen Mist so selbstverständlich“ einnehmen. Hallo Alex, du bist ein 31-jähriger, heterosexueller Cis-Mann, der es vermutlich sein Leben lang „selbstverständlich“ fand, dass die Frauen, mit denen er Sex hat, die Pille nehmen. Wir Frauen weisen übrigens seit Jahren darauf hin, wie problematisch und teilweise gesundheitsschädlich die Pille ist. Hast du nur nie zugehört, wahrscheinlich. Aber Danke, dass du uns das jetzt mansplainst. Wenn ein Mann das sagt, wird es ja erst glaubwürdig.

Dass er für seine bahnbrechende Investigativrecherche nicht nur dankbaren Beifall erhält, hat der sonst so selbstbewusste Contentproduzent wohl nicht vorhergesehen. Er heult auf Twitter rum und „muted“ seine Kritiker*innen. Langweilig, aber erwartbar.

Sonntag
Happy Birthday, Clara Zetkin!

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