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Danke, Männer!

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Einige von euch haben sich zuletzt Sorgen gemacht und gefragt, ob ich eigentlich alle Männer hasse. Nein, tue ich nicht. Um alle Zweifel auszuräumen, möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich bei allen Männern bedanken, die…

…zuhören. Ihr hört zu und lernt. Ihr hört unseren Erlebnissen und Erfahrungen zu. Ihr fragt nach, ob ihr nachfragen dürft. Ihr glaubt uns und nehmt Anteil. Ihr seid interessiert und wechselt die Perspektiven.

…mir nicht erzählen wollen, dass Gewalt immer scheiße ist, egal von welchem Geschlecht verübt. Ihr wisst, dass fast 90% der Gewalttaten von Männern begangen werden. Dass bei sexueller Gewalt knapp 99% der Tatverdächtigen männlich sind. [1]

…nicht die Mär der „falschen Beschuldigung“ rauskramen, wenn ein Vergewaltigungsvorwurf im Raum steht. Ihr wisst, „dass es für Männer wahrscheinlicher ist, selbst Opfer einer Vergewaltigung zu werden als fälschlicherweise einer Vergewaltigung beschuldigt zu werden.“ [2]

…verstehen, dass Feminismus sich nicht „gegen Männer“ richtet. Ihr wisst, dass der Feminismus die Emanzipation aller Geschlechter anstrebt. Ihr wisst, dass die Überwindung von Geschlechterrollen und Klischees uns alle befreit. Ihr wisst, dass Patriarchat ein System ist, dass von Männern und Frauen aufrechterhalten wird. Ihr wisst, dass es Frauen und Männern schadet.

…mir nicht erzählen, dass es an ihrem Arbeitsplatz keinen Sexismus gäbe. Ihr wisst, dass es für Frauen noch immer ungleich schwieriger ist, in eine Führungsposition zu kommen und dass 68% der Frauen in Deutschland bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt haben. [3]

…nicht gleich beleidigt sind, wenn gesellschaftliche Missstände thematisiert oder toxische Männlichkeit [4] kritisiert wird. Ihr wisst, dass ihr nicht gemeint seid. Ihr wisst es. Das ist hier der entscheidende Punkt.

…wissen, dass sie nicht zu allem eine Meinung haben müssen. Vielleicht habt ihr noch nicht darüber nachgedacht? Vielleicht war euch gar nicht bewusst, dass es hier ein Thema gibt? Vielleicht wollt ihr euch einfach raushalten? Welche auch immer die Gründe sein mögen – ich danke euch, dass ihr erst denkt, dann redet. Dass ihr in der Lage seid, auch mal nichts zu sagen.

…solidarisch sind. Die ihre Unterstützung anbieten. In Diskussionen und in Diskos. Die einschreiten, wenn es gewünscht ist. Die aber auch ein „Nein“ akzeptieren.

…nachts die Straßenseite wechseln, wenn sie hinter einer Frau laufen. Weil ihr wisst, dass es für viele Frauen ein ungutes Gefühl ist, wenn ein Typ ihr folgt.

…sich nicht davon angegriffen fühlen, dass ich mich über Männer und Männlichkeit äußere. Ihr wisst, dass ich nie über „alle Männer“ spreche. Genauso wenig, wie ich für „alle Frauen“ spreche.

Ich danke euch, dass ihr mir keine wütenden / belehrenden / beleidigten / enttäuschten Nachrichten und Kommentare schreibt.

Ich danke euch für eure Sensibilität, dass ihr merkt, wenn ich verletzt bin.

Ich danke euch, dass ihr wisst, dass es nicht heißt, dass ein Problem nicht existiert, nur weil man selbst nicht betroffen ist.

Ich danke euch, dass ihr das bis zum Schluss gelesen habt und nun kurz darüber nachdenkt, ob ihr es kommentieren müsst.

Diesen Beitrag habe ich am 9. April 2020 auf Facebook veröffentlicht. Es war eine Reaktion auf eine anstrengende, teilweise verletzende Diskussion über ein „Gedicht“ von Till Lindemann, in dem dieser die Vergewaltigung einer mit Rohypnol betäubten Person verherrlicht.

[1] https://www.tagesschau.de/faktenfinder/inland/fakten-gewalt-gegen-frauen-101.html
[2] https://www.sueddeutsche.de/kultur/sexualisierte-gewalt-der-mythos-der-falschen-beschuldigung-1.4166540
[3] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sexismus-arbeitsplatz-1.4638317
[4] https://www.sueddeutsche.de/kultur/feminismus-toxische-maennlichkeit-gleichberechtigung-1.4413241

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