SWERF
SWERF – das steht für Sex Worker Exclusionary Radical Feminism, also Sexarbeiter*innen ausschließender Radikalfeminismus. Radikalfeminist*innen lehnen häufig jede Form der Sexarbeit (SW) als gewaltvoll ab. Ihrer Meinung nach kann es keine Freiwilligkeit im Zusammenhang mit Prostitution geben. Der Begriff „Sexarbeit“ wird von SWERF in der Regel nicht verwendet, da dieser die Prostitution normalisiere. Für SWERF und andere Sexarbeiter*innen-feindliche Positionen ist die Sexarbeit keine Arbeit, wie jede andere. Manche nennen Sexarbeit sogar „bezahlte Vergewaltigung“.
Sex ohne Einwilligung ist Gewalt
Damit eins gleich klar ist: Jede Form, in der Sex ohne Einwilligung stattfindet, ist Gewalt. Konsens ist die Voraussetzung für Sexualität zwischen zwei oder mehr Menschen. SWERF sind der Meinung, es könne keinen Konsens geben, wenn für die sexuelle Dienstleistung Geld genommen wird. Ein häufiges Argument ist, dass Sexarbeiter*innen ihrer Arbeit ja nicht oder nur absolut selten freiwillig nachgehen würden. Auch wenn kein direkter Zwang bestünde, sei keine Freiwilligkeit gegeben, da die Person es „für Geld“ mache. Dass jede(!) Form der Erwerbsarbeit (auch) für Geld geleistet wird, ignorieren SWERF dabei gern.
Stigmatisierung führt zur Entsolidarisierung
Sexarbeiter*innen-freundliche Feminist*innen werden von SWERF häufig als „Patriarchatshuren“ beleidigt. Dabei wird außer Acht gelassen, dass die Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen der älteste Move des Patriarchats überhaupt ist. Frauen lernen im Patriarchat sich von Huren fernzuhalten. Jede Form der Sexualität darf ausschließlich innerhalb der heterosexuellen Paarbeziehung stattfinden. Frauen, die dagegen verstoßen, werden als „Schlampen“ oder „Huren“ bezeichnet. Slutshaming und Sexarbeiter*innen-Feindlichkeit gehen oft Hand in Hand.
Sexarbeiter*innen können selbstbestimmt sein
Unabhängig davon, wie eine Person selbst zur Sexarbeit steht: Niemand darf sich anmaßen für alle Frauen oder alle Sexarbeiter*innen zu sprechen. Genauso wie es (ehemalige) Sexarbeiter*innen gibt, die die Branche als grundsätzlich gewaltvoll erlebt haben, gibt es Personen, die gerne in der Sexarbeit tätig sind. Die individuelle Sichtweise und Erfahrung dürfen niemandem abgesprochen werden. Häufig passiert das aber, wenn SWERF Sexarbeit kriminalisieren oder Prostitution verbieten wollen. Sexarbeiter*innen, die ihre Arbeit gerne tun, seien eine Erfindung des Patriarchats oder in der absoluten Minderheit. Sexarbeiter*innen werden von SWERF entweder als arme Opfer oder als kaltblütige Profiteurinnen der Sexarbeit gesehen. Sie werden nicht als rational-denkende, selbstbestimmte, erwachsene Personen mit freiem Willen anerkannt.
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Weiterführende Links und Literatur-Tipps
Was sind SWERF und TERF? (Missy Magazine)
The laws that sex workers really want (TED-Talk von Juno Mac)