Nordisches Modell

SWERF und andere Sexarbeiter*innen-Feindliche Gruppen sehen im „Nordischen Modell“ eine Lösung für das Problem Sexarbeit. Verkürzt stellt dieses Konzept ein „Sexkauf-Verbot“ dar, bei dem die Käufer*innen bestraft werden und nicht die Sexarbeiter*innen. Dieses Modell wird von vielen Sexarbeitenden abgelehnt, denn es führt in der Realität dazu, dass der Arbeit nicht mehr oder weniger sicher nachgegangen werden kann. Denn es wird nicht nur der Kauf verboten, auch das Vermieten von Räumen für Sexarbeit wird unter Strafe gestellt. Prekarisierung und der Rückzug in die Illegalität sind die Folge – alles andere als eine Verbesserung der Situation.

Menschenhandel und sexualisierte Gewalt sind bereits strafbar. Es muss dafür gesorgt werden, dass mehr Sexarbeiter*innen Unterstützung und Schutz erhalten, wenn sie es brauchen. Dafür braucht es Legalität und Entstigmatisierung der Sexarbeit. Sexarbeitende brauchen sicheren Aufenthalt ausreichend sensibilisierte Ansprechpersonen und Krankenversicherung. Was sie nicht brauchen ist Bevormundung, Kriminalisierung und Entsolidarisierung.

Stimmen gegen das Nordische Modell

„Alle Erfahrungen in der HIV-Prävention zeigen: Grundlage, um Menschen zu erreichen, sind Akzeptanz und Respekt. Wer Menschen ins Verborgene drängt, sorgt dafür, dass sie keine sicheren Arbeitsbedingungen aufbauen können und dass sie für Prävention und Hilfsangebote nicht mehr erreichbar sind. Die Vorstellung, das älteste Gewerbe der Welt durch Verbote beenden zu können, ist dabei gleichermaßen naiv wie bevormundend.“
Sven Warminsky
Vorstand der Deutschen Aidshilfe
„Eine repressive Gesetzgebung würde das Vertrauensverhältnis der Prostituierten zu den Anlaufstellen zerstören und so den Zugang zum Hilfesystem drastisch erschweren. Statt einer Zerschlagung brauchen wir den Ausbau des etablierten Hilfesystems. Ziel der sozialen Arbeit muss stets sein, Selbstbestimmung und Selbstbehauptung zu stärken.“
Andrea Hitzke
Leiterin der Dortmunder Mitternachtsmission e.V. – Beratungsstelle für Prostituierte, Ehemalige und Opfer von Menschenhandel
„Verschiedene neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass solche Verbote im Kontext von Prostitution das Risiko sexuell übertragbarer Erkrankungen erhöhen. Gewalt steigt, Arbeitsbedingungen verschlechtern sich. Menschenhandel verringert sich nicht.“
Heike Rabe
Deutsches Institut für Menschenrechte