Sie sind in aller Munde: Alte Weiße Männer™, die in den Entscheidungs- und Machtpositionen sitzen. Sie sind verantwortlich für Recht und Ordnung, sie gewinnen Preise, schreiben Bestseller, machen die Gesetze, führen Konzerne und Staaten. Sie sind der Grund für MeToo und strukturelle Gewalt.
Doch nicht alle Alten Weißen Männer™ haben die Macht gepachtet. Manche fühlen sich sogar ganz und gar ohnmächtig. Schließlich haben längst die Feminist*innen übernommen, die Fridays-For-Future-Kids, die mit „Genderwahn“ und „Ökoterror“ die Medien kontrollieren und uns die Schnitzelsoße, Schokoküsse und schönen Kindheitserinnerungen an Winnetou und Jim Knopf wegnehmen wollen. Nicht einmal Komplimente darf man noch machen!
Ein Merkmal von Alten Weißen Männern™ ist, dass sie sich selbst niemals als alte weiße Männer™ bezeichnen würden. Sie werden nicht bezeichnet, sie sind die Norm. Und überhaupt, soll das eine Beleidigung sein? Was erlauben Sie sich, junges Frollein?
Hier kannst Du den ultimativen Selbsttest machen. Entscheide Dich für eine Antwort, notiere die Punkte und addiere sie am Ende. Die Auflösung findest Du unten.
a) …ein cis Mann / eine cis Frau (2)
b) …mir über meine vielfältigen Privilegien bewusst (1)
c) Hä was? Ich bin ICH! (3)
d) …mehrfach positioniert / marginalisiert. (0)
a) …versuche ich, nicht so hinzuglotzen. (0)
b) …versuche ich sie von mir und meiner Intelligenz zu überzeugen (2)
c) …mache ich ihr ein Kompliment über ihr Äußeres und zwinkre ihr zu (3)
d) …lächle ich sie an und frage etwas Unverfängliches (1)
a) Spätis, Fahrradwege, keine Bullen (0)
b) Sauberkeit, Ruhe, Parkplätze (3)
c) Pünktliche Müllabfuhr, ordentliche Parkanlagen (2)
d) Bezahlbare Mieten, höfliches Miteinander (1)
a) …vielfältige Lebensrealitäten und Familienformen abbilden. (1)
b) …Kinder nicht verunsichern oder verhätscheln, sondern auf das wahre Leben vorbereiten (3)
c) …von Grimm, Astrid Lindgren oder Ottfried Preussler sein. (2)
d) …nicht mehr vorgelesen werden, wenn sie rassistische Sprache reproduzieren. (0)
a) Egal, Hauptsache Fleisch (3)
b) Das vegane Gericht (0)
c) Ich frage den Küchenchef nach der Empfehlung (2)
d) Gibt’s Nudeln? (1)
a) Das ist neumodisches Zeug für Leute, die den Unterschied zwischen grammatikalischem Genus und biologischem Geschlecht nicht kennen. (3)
b) Ich nenne selbstverständlich beide Formen oder verwende das große Binnen-I. (2)
c) Ich schreibe immer geschlechtergerecht: mit Doppelpunkt, Gendersternchen oder Gender-Gap. (1)
d) Ich versuche stets alle Gender mitzudenken und entsprechend sichtbar zu machen, im Geschriebenen wie im Gesprochenen. (0)
a) Kein Bier vor Vier (2)
b) Was Dich nicht umbringt, macht Dich stärker (3)
c) „Eure Ordnung ist auf Sand gebaut.“ (Rosa Luxemburg) (1)
d) ACAB (0)
a) Freie Fahrt für freie Bürger (2)
b) Mir egal (1)
c) Muss sein! (0)
d) Das ist doch pure Ideologie von Verbotsfanatikern! (3)
a) Berlin (1)
b) Hanau, Halle, NSU (0)
c) Goethe und Schiller (2)
d) Aufklärung, Technik, Pünktlichkeit (3)
a) Kommt darauf an (2)
b) So ein Quatsch! Leistung muss zählen, nicht Geschlecht! (3)
c) Liberalfeminismus wird uns nicht befreien (0)
d) Girls to the Front! (1)
a) …verlasse ich die Stadt / nicht das Haus (0)
b) …kann man schon mal fünfe grade sein lassen (2)
c) …versuche ich, die ganzen problematischen Kostüme zu ignorieren (1)
d) …ist alles erlaubt (3)
a) Das ist doch ein Menü von McDonalds? (2)
b) Ich weiß, dass wir’s verlassen sollten (1)
c) Habe ich lange hinter mir gelassen (0)
d) Jetzt reicht’s mir aber hier! (3)
a) Lann Hornscheidt / Heinz-Jürgen Voß (0)
b) Michel Houellebecq / Charles Bukowski (3)
c) Goethe, Schiller, manchmal Brecht (2)
d) Toni Morrison / Zadie Smith (0)
Auflösung
Du bist definitiv kein Alter Weißer Mann™. Aber sei Dir bewusst, dass alte weiße Männer vermutlich ziemlich große Angst vor Dir haben.
Du scheinst kein Alter Weißer Mann™ zu sein, mach weiter so! Damit Du nicht doch noch ein Alter Weißer Mann™ wirst, könntest Du z.B. anfangen, mehr Bücher von nicht-weißen / nicht-männlichen Autor*innen zu lesen.
Hm, Deine Alter Weißer Mann™ Transformation ist offenbar nicht vollständig abgeschlossen. Bist Du vielleicht ein noch nicht ganz so alter Alter Weißer Mann™ oder eine Zweite-Welle-Feministin? Hier sind unbedingt weitere Fragen zur Klärung nötig.
Hallo, Alter Weißer Mann™! Es freut mich, dass Du diesen Test gemacht hast, denn das zeigt mir, dass noch Hoffnung besteht. Ein echter Alter Weißer Mann™ hätte nicht zu Ende gelesen, sondern stattdessen gleich in den Kommentaren mansplaint.
was ein kontraproduktiver blödsinn. ob ich ein awm bin hängt davon ab, ob ich karneval mag, bukowski lese oder vegan lebe? sorry, aber ich dachte es geht darum, vorurteile und stereotypen gerade abzubauen. ich bin ü40, deutsch (weiß) und cis-mann (hetero). in meinem alltag mache ich keinen unterschied zwischen geschlecht, sexualität, herkunft, hautfarbe etc., bin mir aber meiner vorteilhaften position in der gesellschaft bewusst und finde diesen umstand scheiße. ich war mein leben lang immer eher mit nicht-männern befreundet als mit männern, weil ich dieses macho-macht-system, das oft in männergruppen herrscht, nicht leiden kann. ich hebe beide daumen für feministische bestrebungen (und unterstütze diese aktiv) und packe mir an den kopf, wenn ich sehe wie frauen immer noch benachteiligt, nicht ernst genommen, mundtot gemacht, diskriminiert und (sexuell) genötigt und angegangen werden. ich habe mein leben lang beruflich hauptsächlich mit frauen und vor allem „unter“ frauen gearbeitet und bin nie auf die idee gekommen, dass das irgendwie nicht so sein sollte. ich könnte tausend weitere sachen aufzählen. aber ich mag fussball, bier, lese bukowski und houellebecq und denke, wenn ich an deutschland denke, sowohl an nsu als auch an schiller, goethe und technik. und jetzt bin ich ein awm? es ist jedesmal so traurig, wenn es wichtige, unterstützungswürdige bestrebungen gibt die dann genau dasselbe raushauen wie die leute, die sie kritisieren. ihr macht genau die gleichen schubladen auf und zu, ihr streicht sie nur vorher in einer anderen farbe an…..ich beurteile ausschließlich menschen nach drei dingen: was sie denken, was sie sagen, was sie tun. ob jemand gern karneval feiert…..who cares? und vor allem – was hat das mit dem thema zu tun? klischees und schubladen…..
und nochmal zur literatur: wenn jeman houellebecq liest, ist er nicht automatisch frauenfeind. ich habe das wahlprogramm der afd gelesen und „mein kampf“. bin ich jetzt nazi? ich bin antifaschist. man kann sachen auch (oder gerade weil) lesen, weil man mit den ansichten des autors nicht übereinstimmt. know your enemy und so….